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Rotöl:Erste Hilfe bei Verbrennung/Verbrühung

Autorenbild: Anja BettingAnja Betting

Du hast dir einen leckeren Tee gekocht, diesen aber statt in die Tasse auf deine Hand gekippt? Oder einen Kuchen in den Backofen geschoben und dabei das heiße Blech berührt? Autsch, dann brennt deine Haut jetzt sicher wie verrückt und rötet sich, vielleicht zeigen sich sogar Anzeichen einer Blase? Gott sei Dank, gibt es ein Öl, dass in solchen Situationen Linderung verschaffen kann und hilft Narbenbildung vorzubeugen: nämlich das Johanniskrautöl auch Rotöl genannt.


sonnengelbes Johanniskraut
sonnengelbes Johanniskraut
Mein Weg zum Rotöl

Unser Sohn war gerade 3 Jahre alt, als ich Zuhause einen Anruf bekam. Er und sein Papa waren in der Natur unterwegs und hatten sich in der Thermoskanne einen frisch gebrühten Tee mitgenommen. Ungeduldig und durstig konnte der Kleine es nicht abwarten einen Schluck zu trinken, griff sich die Tasse und verschüttete die heiße Flüssigkeit über seiner Brust. Gott sei Dank war der Weg nach Hause nicht allzuweit mit dem Auto, trotzdem schrie er wie verrückt. Währrend dieser ca. 5 minütigen Wartezeit googelte ich mich durch sämtliche Berichte zum Thema Verbrennung und suchte nach Hilfe. Herausgekommen ist dabei wenig, außer die Stelle zu kühlen und eventuell eine Brandsalbe zu verwenden. Diese hatte ich jedoch nicht im Haus also musste ich etwas anderes versuchen. Ich erinnerte mich, dass ich über die heilende Wirkung von Rotöl bei leichten bis mittleren Verbrennungen und Verbrühungen gelesen habe. Da die Wunde auf dem Brustkorb war, zogen wir unserem Sohn also das T-Shirt aus und ich betupfte die betroffene Stelle vorsichtig komplett mit dem Öl. Nach einigen Minuten hörte er auf zu weinen und die Schmerzen begannen weniger zu werden. Völlig verblüfft von der Wirkung beobachteten wir die Situation und nach weiteren Minuten, hatte sich der Schmerz fast vollständig gelegt. Vor dem Schlafengehen hatte sich die Wunde soweit beruhigt, dass wir sie nochmals mit Rotöl betupfen und ein leichtes T-Shirt darüber ziehen konnten. In den nächsten Tagen tupften und cremten wir pflichtbewusst weiter und die Wunde verschwand allmählich, ganz ohne Narbenbildung.

Seit diesem Tag habe ich immer eine große Portion selbstgemachtes Rotöl im Haus und auch auf Reisen ist es unverzichtbar in unserer 1. Hilfe Tasche.


Was ist Rotöl und wie stellt man es her?

Nach dieser Geschichte fragt sich sicher der ein oder andere, was Rotöl eigentlich sein soll. Damit ist schlicht Johanniskrautöl gemeint. Der in den Blüten der Heilpflanze enthaltene Stoff Hypericin gibt dem Öl seine charakteristische rote Färbung, weshalb es oft auch als Rotöl bezeichnet wird.

Die Herstellung des wertvollen Öls ist denkbar einfach: an einem sonnigen und vor allem trockenen Tag, möglichst gegen Mittag, pflückst du die Blüten der sonnengelben Pflanze und sammelst sie vorsichtig in einem Marmeladenglas. Wenn du Zeit hast, legst du die Blüten vorher auf einem Tuch aus, dann können sich die kleinen schwarzen Käferchen, die das Johanniskraut bewohnen, eine neue Bleibe suchen. Das Glas mit den Blüten füllst du dann mit gutem Öl (ich verwende immer Olivenöl, das pflegt die Haut gleich doppelt gut), sodass alle Blüten komplett bedeckt sind und stellst es in die Sonne. Ja tatsächlich, mitten in die Sonne! Dort bleibt die Mischung 3-6 Wochen stehen und sollte gelegentlich geschüttelt werden. Nach und nach wird sich das Öl immer röter färben, bis es schlussendlich seine leuchtende Farbe erhält. Dann seihst du das Öl vorsichtig ab, filterst die Blüten heraus und füllst das Öl in ein sauberes Fläschchen.


Wichtig: die Farbe kann von Jahr zu Jahr etwas abweichen. Manchmal genügen schon 3 Wochen, manchmal ist das Öl auch nach 6 Wochen nicht so intensiv rot, wie vielleicht im letzten Jahr.


Übrigens: Natürlich kann man wie fast alles auch Rotöl kaufen. Allerdings läuft man dabei immer Gefahr, kein reines Öl zu kaufen. Oft werden verschiedene (und billige) Öle miteinander gemischt oder es finden sich Konservierungsstoffe oder ähnlich überflüssige Mittel darin. Da ist es wesentlich einfacher, natürlich und befriedigender, bei einem sommerlichen Spaziergang selbst nach dem Johanniskraut Ausschau zu halten.


selbstgemachtes Johanniskrautöl, auch Rotöl genannt
selbstgemachtes Johanniskrautöl, auch Rotöl genannt
Bei welchen Beschwerden kann Rotöl helfen?

Johanniskrautöl hat eine ganz erstaunliche desinfizierende, schmerzstillende, entzündungshemmende, antiseptische und wundheilende Wirkung. Deshalb ist es auch als eine der wenigen Mittel geeignet, direkt in die Wunde und auch auf Wundränder aufgetragen zu werden. Durch seine Wirkstoffe (unter anderem Hypericine, Rutin, Hyperforin, Flavonoide, Gerbstoffe und Tannin) sorgt es für eine schnelle Heilung und beugt Narbenbildung vor.

Rotöl kann also helfen bei:

  • Sonnenbrand

  • leichten bis mittleren Verbrennungen

  • leichten bis mittleren Verbrühungen

  • Sportverletzungen (z.B. Zerrung)

  • Prellungen

  • oberflächlichen Wunden


Wir selbst, unsere Familie und unser Freundeskreis hat es erfolgreich bei mit Tee verbrühten Händen, am Backofen verbrannten Fingern und durch die Sonne gerötete Haut mehrfach erfolgreich verwendet.


Beispiel: Anwendung Rotöl bei einer verbrühten Hand


Eine mit heißem Tee verbrühte Hand, die täglich mehrmals mit Rotöl behandelt wurde.

Fotografisch dokumentiert an Tag 2, Tag 4, Tag 8 und Tag 14.



Disclaimer: Ich bin ein nichtakademischer Mensch, ohne Doktortitel und Professur, darf also nichts Verbindliches zu Heilwirkungen o.ä. sagen, ohne Angst vor rechtlichen Konsequenzen haben zu müssen. Besuchte Kräuterkurse und -seminare, sowie eine jahrelange Passion für das Thema Kräuter zählen hier leider nicht.

ABER: Ich richte mich mit meinen Texten an selbstdenkende und selbstverantwortliche Menschen. Ich berichte aus persönlichen Erfahrungen und bin mir sicher, dass meine Leser mündig genug sind, sich ihr eigenes Bild zu machen!

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