Eine Reise kann so viel mehr sein als ein Ortswechsel, der für besseres Wetter oder Tage ohne den üblichen Alltagswahnsinn sorgt. Bewusstes Reisen öffnet den eigenen Blick, lässt uns über den Tellerrand blicken und das eigene Leben ganz neu einordnen.
Alles Alltag?
Der Wecker klingelt pünktlich um sechs Uhr. Aufstehen, duschen, die Kinder wecken und dafür sorgen, dass alle rechtzeitig angezogen sind. Danach, rasch, rasch aus dem Haus zur Arbeit. Nach Feierabend noch schnell einkaufen, etwas zu Essen zubereiten und dann völlig erschöpft ins Bett fallen. Zugegebenermaßen eine recht pauschale Sicht auf einen typischen Alltag irgendwo in Deutschland, aber sicherlich nicht weit von der Realität entfernt. Von Abenteuer ist dieser tagtägliche Ablauf so weit entfernt wie es nur möglich ist. Und in Mitten dieses grauen Einerleis entsteht plötzlich eine Idee. „Was wäre, wenn ich einfach verreisen würden?“ Zuerst nur ganz versteckt und verschämt, bildet er einen leuchtenden Funken und hält sich hartnäckig. Immer öfter wandern die Gedanken an einen Ort, der etwas völlig Neues, Andersartiges verspricht. Provokativ? Vielleicht. Notwendig? Unbedingt.
Wer bin ich und wohin möchte ich?
Die eigenen Existenz und den individuellen Weg in Frage zu stellen, sollte regelmäßig Einzug in den Alltag halten. Bin ich dort wo ich hinwollte? Bin ich glücklich? Was bereichert mein Leben wirklich? Das alles sind Fragen, die ganz grundlegend zu unserem Leben dazugehören, wenn sie nicht von anderen Dingen übertönt werden. Nun kann eine Reise ganz ungemein hilfreich sein um den eigenen Horizont zu erweitern und sich diesen Fragen zu stellen. Raus aus dem Hamsterrad, fällt es in einer neuen Umgebung wesentlich leichter sich damit zu beschäftigen, als sich nach der Tagesschau vor dem Zubettgehen noch dem Sinn des Lebens widmen zu müssen. Plötzlich ist man wieder gezwungen, aufmerksam durch die Welt zu gehen, sich an neue Eindrücke, Menschen und Gegebenheiten zu gewöhnen und darauf einzustellen. Das öffnet nicht nur den Blick auf die Umgebung, sondern führt auch dazu, festgefahrene Glaubenssätze und Vorurteile über Bord zu werfen. Auf dem heimischen Sofa fällt es ungemein schwerer, sich eine Meinung zu Dingen zu bilden, die 1.000 Kilometer entfernt sind.
Abenteuer im Blut
Außerdem steckt nicht in jedem ein kleiner Abenteurer? Viele Jahrhunderte war es völlig normal, das Menschen nomadisch gelebt haben und sich immer wieder an neuen Orten niedergelassen haben. Unsere moderne und komfortable Welt, macht das durch die permanente Verfügbarkeit von Essen und Annehmlichkeiten obsolet, aber deswegen nicht weniger notwendig. Alexander von Humboldt, Kolumbus, James Cook, alles große Entdecker ihrer Zeit. Ihnen ist das Wissen über unzählige Pflanzen, Kulturen und Regionen zu verdanken, die die Welt für immer verändert haben. Wissensdurst, Entdeckergeist und sicherlich auch der schiere Spaß am Abenteuer trieben diese Menschen aus ihrer Komfortzone, in unbekannte Länder und auf bis dahin unentdeckte Kontinente. Als sie zurückkamen, waren sie andere Menschen als zuvor. Denn Reisen verändert, bildet und erinnert uns daran, dass wir alle frei sind. In unseren Köpfen und unseren Herzen.
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