Wird KI mich als Texterin ersetzen? Eine ehrliche Einschätzung.
- Anja Betting
- vor 3 Tagen
- 3 Min. Lesezeit
Teil 1: Texterin & KI – Mensch vs. Maschine: Kaum ein Thema hat die Textbranche so aufgewirbelt wie die rasante Entwicklung künstlicher Intelligenz und damit auch die Frage aufgeworfen: Braucht man mich als Texterin überhaupt noch – oder übernimmt bald die Maschine? In dieser Blogreihe teile ich meine persönlichen Erfahrungen, zeige Chancen und Grenzen auf und erkläre, warum echte Texte auch in Zukunft eine Stimme brauchen: nämlich meine.

Meine erste Begegnung mit KI
Das erste Mal "begegnet" ist mir das Thema KI in einem Gespräch mit meinem Mann vor sicherlich mehr als einem Jahr. In komplett anderem Kontext hatte er in einer Keynote davon gehört und wie es seine Art ist, sofort weiter recherchiert und begonnen mit ChatGPT zu experimentieren. Begeistert ob der Fähigkeiten, die dieses "Programm" (mehr war es für mich am Anfang nicht) hatte, sprachen wir ausführlicher darüber und ich wurde neugierig. Wir ließen uns spasseshalber ein Gedicht, ein Interview, eine Social Media Strategie und andere Dinge die uns einfielen, erstellen. Und langsam aber sicher wurde mir heiß. Meine anfängliche Überheblichkeit ("Ich meine, wie soll denn eine Maschine ein emotionales Gedicht schreiben?") wich schnell Fassungslosigkeit, denn die Ergebnisse waren weit mehr als "ok" oder "in Ordnung". Sie waren gut. Zu gut für meinen Geschmack. Wenn dieses Ding schon bei kreativen Gedichten dermaßen gute Ergebnisse lieferte, wie würde das erst bei sachlich, fachlichen Artikeln sein?
Was kann die KI bereits?
Meine Befürchtungen bewahrheiteten sich ziemlich schnell. Plötzlich war KI in aller Munde und in den ersten Unternehmen im Bekannten- und Freundeskreis wurde begonnen, kleine Aufgaben, oft auch textlicher Natur, an die KI abzugeben. Überarbeitung einer Website? Die KI spuckte die Texte dazu aus. Ein neues Socialmedia-Konzept? Die KI lieferte neben Strategie auch gleich die Hooks, Beschreibungen und Bildideen. Schnell wurde mir klar, dieses Ding konnte nicht nur Texte verfassen, sondern auch Schlüsse ziehen, Tonalitäten anpassen, Strukturierungen vornehmen oder Ideen ausspucken - und das Ganze in Sekundenschnelle. Ich muss ehrlich gestehen, ich war beeindruckt. Das überstieg bei Weitem das, was ich mir vorgestellt hatte, was einmal möglich sein könnte.
Wo Stößt KI an ihre Grenzen?
Trotzdem wollte ich nicht aufgeben. Mich interessierte, wo die KI an ihre eigenen Grenzen stoßen würde. An irgendeiner Stelle sollte ich mit meinen 17 Jahren Erfahrung im Kreativbusiness doch einhaken können. Also probierte ich. Ich schrieb meine Texte selbst und ließ die KI gleichzeitig die gleiche Aufgabe erledigen, fütterte sie mit dem gleichen Briefing, dass ich bekommen hatte, um unsere Ergebnisse vergleichen zu können. Und da bemerkte ich etwas: Obwohl wir die gleiche Aufgabenstellung hatten, traf sie nicht den Ton, den es für den Kunden gebraucht hätte. Ich wusste intuitiv wie die Headline klingen musste, um zu den übrigen Veröffentlichungen der Marke zu passen. Die KI spuckte zwar Idee nach Idee aus, aber nichts traf den Nerv wirklich zu 100%, obwohl ich immer wieder nachhakte und "Hilfestellung" in Form von veränderten Prompts gab. Da war es also endlich. Die Schwachstelle die ich gesucht hatte. Das Feld auf dem ich punkten konnte.
Warum der Mensch den Unterschied macht
Nach und nach fand ich so immer mehr Details, in denen ich als Mensch stärker war als die KI. Unschlagbar in Informationsbeschaffung und -gliederung, hat sie mit wirklich "tiefen" und bedeutungsvollen Texten ihre Probleme. Zwar genial, was Strategien und Konzepte angeht, sind Humor, Sarkasmus oder emotionale Facetten nur schwer abbildbar für sie und bleiben meist sehr flach. Auch eine bestimmte Haltung oder eine individuelle Meinung ist für die KI nicht wirklich abbildbar, ebenso wenig das Gefühl für kleine Unterschiede und Feinheiten bei Zielgruppen.
Mein Fazit als Texterin mit KI-Erfahrung
Nach mehreren Monaten, in denen die KI immer mehr Einzug in meinen beruflichen Wirkungsbereich hält, glaube ich nur umso mehr daran, dass sie mich nicht ersetzen kann, sondern dazu dienen kann, meine Fähigkeiten zu erweitern. Ich weiß jetzt, wo ich sie einsetze, um mir Prozesse oder eine erste Ideenfindung zu erleichtern. Wo ich sie als Recherchetool oder Sparrings-Partner einsetzen kann. Ich weiß aber auch, das echte Menschlichkeit nur durch mein Wirken ensteht. Das Emotionalität nichts mit Daten und Fakten zu tun hat, sondern mit Fingerspitzengefühl und Intuition.
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